Blei im Wasser testen: Alle wichtigen Infos

Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar

Infos zu Blei im Wasser testen
Weil Blei im Wasser gefährlich ist, sollten Sie den Gehalt im Zweifel testen lassen.

Das Trinkwasser, das ganz normal aus dem Wasserhahn sprudelt, hat eine sehr gute Qualität. Gleichzeitig gibt es in Deutschland kein anderes Lebensmittel, das so engmaschig und streng kontrolliert wird wie Leitungswasser. Schadstoffe oder auch nur Spuren davon sind kaum zu finden. Sofern keine Bleileitungen vorhanden sind, können Sie das Leitungswasser deshalb bedenkenlos trinken. Doch genau das ist der Knackpunkt. Denn alte Wasserrohre können dazu führen, dass der Grenzwert für Blei im Trinkwasser überschritten wird. Wir erklären, welche Gefahren bestehen und wie Sie Blei im Wasser testen können.

In Deutschland gibt es einen sehr strengen Wert für Blei im Trinkwasser. Und dieser Wert ist eigentlich nur dann einzuhalten, wenn die Installation keine Bleirohre enthält. Allerdings gibt es nach wie vor Häuser und Wohnungen mit Wasserrohren aus Blei. Solche Leitungen wurden nämlich bis in die 1970er-Jahre hinein verlegt und teilweise sind sie noch nicht ausgetauscht.

Wenn Sie nicht genau wissen, ob das Wasser in Ihrem Haus durch Bleileitungen fließt, sollten Sie die Rohre prüfen und das Blei im Wasser testen lassen. Denn die ständige Aufnahme von kleinen Bleimengen kann zur Gefahr für Ihre Gesundheit werden.

Nur: Woran erkenne ich alte Bleirohre? Wer führt eine Blei-Analyse vom Leitungswasser durch? Und was kann ich bei erhöhten Bleiwerten unternehmen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.

Welche Gefahren birgt Blei im Trinkwasser?

Blei ist für den Menschen ein giftiges Schwermetall. Selbst wenn nur kleinere Mengen aufgenommen werden, kann das gefährliche Folgen für die Gesundheit haben. So kann Blei die Blutbildung, das Nervensystem und die Funktion der Nieren beeinträchtigen.

Besonders gefährlich ist Blei für Ungeborene, Säuglinge und Kleinkinder. Deren Nervensystem reagiert besonders sensibel. Und neben Funktionsstörungen kann Blei die Entwicklung der Intelligenz nachteilig beeinflussen.

Aufgenommenes Blei wird zum Teil wieder ausgeschieden. Teilweise lagert sich das Schwermetall aber in den Knochen ab und kann von dort aus in den Blutkreislauf zurückkehren. Ab welcher Schwelle schädigende Wirkungen auftreten, ist bei Blei nicht bekannt. Generell gilt Blei jedoch als wahrscheinlich krebserregend.

Welche Häuser sind betroffen?

Wegen seiner sehr guten technischen Eigenschaften war Blei Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ein gängiges Material für Installationen. Die Verteilungs- und Versorgungsleitungen wurden damals genauso aus Blei gefertigt wie die Hausanschlussleitungen. Letztere sind die Leitungen, die das Wasser vom Versorgungsnetz ins Haus führen.

In einigen Teilen von Baden-Württemberg und Bayern wurden Bleileitungen bereits 1878 verboten. In anderen Teilen Deutschlands wurden die Bleirohre noch bis in die 1970er-Jahre hinein verbaut. Auch hier ging der Einsatz aber zunehmend zurück. Immer häufiger wurden statt Blei Materialien wie zum Beispiel verzinkter Stahl oder Kupfer verwendet.

Ab 1973 war dann mit Bleileitungen endgültig Schluss. Für Häuser, die danach errichtet wurden, sollte Blei im Trinkwasser also kein Thema sein.

Die Wasserversorger haben die alten Bleileitungen längst ausgetauscht. Das öffentliche Wasser-Verteilungsnetz ist deshalb bleifrei. Doch für die Hausinstallation, also die Leitungen hinter dem Wasserzähler, sind die Hauseigentümer selbst verantwortlich. Und hier kann durchaus noch die eine oder andere alte Bleileitung verlegt sein.

Woran erkenne ich Wasserleitungen aus Blei?

Wenn Sie nicht wissen, aus welchem Material die Installationen in Ihrem Haus bestehen, können Sie beim Vermieter oder Hausverwalter nachfragen. Erkundigen Sie sich bei ihm, wann die Wasserleitungen verlegt wurden und welches Material verwendet wurde.

In Gebäuden mit alten Bleirohren sind die Eigentümer dazu verpflichtet, die Bewohner darüber zu informieren.

Sind zum Beispiel im Keller, im Bereich hinter dem Wasserzähler oder an anderen Stellen Teile der Wasserleitungen sichtbar, können Sie aber auch selbst nachschauen. Dass es sich um Bleirohre handelt, erkennen Sie an folgenden Merkmalen:

  • Bleileitungen sind viel weicher als Stahl- oder Kupferleitungen. Außerdem lassen sie sich problemlos biegen. Deshalb sind die Leitungen meist in einem Stück verlegt und beispielsweise an Ecken einfach in die benötigte Form gebogen. Teilstücke sind oft nur ineinandergeschoben und bilden an dieser Stelle daher eine Wulst.
  • Rohre aus Blei können Sie mit einem Messer, dem Schlüssel oder einer Münze leicht einritzen. Schaben Sie die Oberfläche etwas ab, zeigt sich ein silbrig-grauer Farbton.
  • Klopfen Sie Bleileitungen ab, klingen sie dumpf und nicht metallisch.

Welcher Grenzwert gilt für den Bleigehalt im Leitungswasser?

Die Bestimmungen zur Qualität von Trinkwasser und zu den Grenzwerten für bedenkliche Stoffe regelt in Deutschland die Trinkwasserverordnung. Dabei wurde der zulässige Bleigehalt mehrfach gesenkt.

Ende der 1990er-Jahre lag der Grenzwert für Blei im Trinkwasser noch bei 0,040 Milligramm pro Liter. Danach wurde er auf 0,025 Milligramm pro Liter herabgesetzt. 2001 folgte dann eine weitere Absenkung auf 0,001 Milligramm pro Liter Wasser. Allerdings trat dieser Grenzwert erst 2013 in Kraft.

Der Gesetzgeber räumte den Wasserversorgern und Hauseigentümern nämlich eine längere Übergangsfrist ein. Bis zum 30. November 2013 hatten sie Gelegenheit, alte Bleileitungen auszutauschen.

Seit dem 1. Dezember 2013 gilt: Trinkwasser darf maximal 0,001 Milligramm Blei pro Liter enthalten. 0,001 Milligramm entsprechen 10 Mikrogramm.

Dieser Grenzwert ist kaum einzuhalten, wenn das Trinkwasser zuvor durch Bleirohre geflossen ist. Und vor allem, wenn das Wasser längere Zeit in der Leitung stand, ist der Bleigehalt oft noch einmal deutlich höher. Am Austausch der alten Bleileitungen führt deshalb letztlich kein Weg vorbei.

Wo und wie kann ich Blei im Wasser testen lassen?

Haben Sie alte Bleileitungen entdeckt oder möchten Sie Sicherheit haben, können Sie den Gehalt von Blei im Wasser testen lassen. So eine Untersuchung des Trinkwassers ist allerdings kostenpflichtig.

Je nach Labor fangen die Kosten für den reinen Test ab etwa 15 Euro an. Wird die Wasserprobe von einer anerkannten Untersuchungsstelle entnommen und danach getestet, sollten Sie mit Kosten zwischen etwa 50 und 100 Euro rechnen.

Möchten Sie testen lassen, ob das Wasser in Ihrem Haushalt mit Blei belastet ist, können Sie sich an das örtliche Gesundheitsamt oder Ihren Wasserversorger wenden. Auch Sanitär-Fachbetriebe, die Verbraucherzentralen und Mietervereine können Ihnen mit Informationen und Tipps weiterhelfen. Im Internet finden Sie außerdem private Labore, die auf Blei im Wasser testen.

Von irgendwelchen Tests, die Sie selbst zum Beispiel mit Teststreifen durchführen können, würden wir hingegen abraten. Denn zum einen sind die Ergebnisse meist rechtlich nicht belastbar. Und zum anderen muss der Test ohnehin von einer zugelassenen Untersuchungsstelle wiederholt werden, wenn sich eine Bleibelastung zeigt. Das Geld für die Teststreifen können Sie sich deshalb sparen.

Tipp: Einige Wasserwerke testen kostenlos, ob sich Blei im Wasser befindet, wenn eine Schwangere oder ein Kleinkind im Haushalt wohnt. Trifft diese Situation auf Sie zu, fragen Sie deshalb ruhig nach.

Was ist, wenn im Leitungswasser zu viel Blei gefunden wurde?

Bringt der Test höhere Bleikonzentrationen ans Licht, muss der Vermieter oder Hauseigentümer handeln. Meist wird dann noch einmal eine mehrstufige Untersuchung durchgeführt, bei der das Wasser ohne vorherige Spülung, direkt nachdem es gelaufen ist und einige Zeit nach dem letzten Ablauf getestet wird.

Auf diese Weise lässt sich zum einen ermitteln, an welcher Stelle das Blei ins Wasser gelangt. Zum anderen zeigt der mehrstufige Test, welche Wasserqualität der Versorger bereitstellt und wie die Qualität durch die Installationen im Haus und direkt an der Entnahmestelle beeinflusst wird.

Stellt sich heraus, dass der Grenzwert von Blei im Wasser nicht eingehalten werden kann, müssen die alten Bleileitungen ausgetauscht werden.

Das gilt für die kompletten Leitungen und genauso für kleine Teilabschnitte. Denn auch kurze Stücke aus Bleirohren können mit den anderen verbauten Metallen reagieren und in der Folge unverhältnismäßig viel Blei ins Wasser abgeben.

Bis zur Sanierung der alten Bleileitungen und generell, wenn Sie Blei im Wasser vermuten und das Testergebnis noch aussteht, sollten Sie folgende Vorsichtsmaßnahmen ergreifen:

  • Schwangere, stillende Frauen und Kinder bis zum sechsten Lebensjahr sollten grundsätzlich kein Wasser trinken, das durch alte Bleirohre geflossen ist.
  • Verwenden Sie während der Schwangerschaft und für Babys unter einem Jahr kein Wasser aus Bleileitungen, um Speisen zuzubereiten. Greifen Sie stattdessen auf abgepacktes Wasser aus dem Handel zurück, das als „Für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet“ kennzeichnet ist.
  • Trinken Sie grundsätzlich immer nur frisches Wasser. Denn je länger Wasser in den Leitungen steht, desto mehr Stoffe aus den Leitungen lagern sich darin ab. Deshalb sollten Sie das Wasser etwa fünf Minuten lang ablaufen lassen, bis es gleichmäßig kalt aus dem Hahn fließt.

Natürlich müssen Sie das Ablaufwasser nicht verschwenden. Sie können damit bedenkenlos duschen oder die Blumen gießen. Nur sollten Sie es eben nicht trinken oder zum Kochen verwenden.

Übrigens

Überschreitet der Bleigehalt im Wasser den Grenzwert von 10 Mikrogramm pro Liter, ist Ihr Vermieter dazu verpflichtet, die Ursache zu ermitteln und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Und meist wird dazu eine Sanierung der alten Blei-Installationen notwendig sein.

Weigert sich Ihr Vermieter, etwas gegen das Blei im Trinkwasser zu unternehmen, ist eine Mietminderung gerechtfertigt. Denn bleibelastetes Leitungswasser ist ein Mangel, den Sie nicht hinnehmen müssen.

Was sollte ich zu Blei im Haushalt noch wissen?

Alte Bleileitungen sind nicht die einzigen Ursachen für erhöhte Bleiwerte. Auch die Armaturen in der Küche und im Badezimmer können Blei ins Trinkwasser abgeben.

Um herauszufinden, ob die Leitungen oder die Armaturen Schuld sind, muss bei Bedarf eine entsprechende Analyse durchgeführt werden. Dabei werden dann mehrere Proben mit verschiedenen Zeitabständen entnommen. Und je nachdem, wie sich der Gehalt vom Blei im Wasser verändert, lässt sich auf diese Weise testen, woher das Blei kommt.

Eine weitere Quelle können Kaffee- und Espressomaschinen sein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung vermutet, dass das Blei in Bauteilen der Geräte steckt. Wird die betroffene Maschine dann mit einem säurehaltigen Mittel entkalkt, löst sich das Blei und landet in dem Wasser, mit dem der Kaffee zubereitet wird.